Wo bleibt die Solidarität in der Klimakrise?
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Perspektiven aus dem Globalen Süden am Beispiel der Philippinen anlässlich der UN-Klimakonferenz.
Auf der UN-Klimakonferenz in Baku, Aserbaidschan, scheinen sich die rund 200 Teillnehmerländer nicht einig zu werden. Gestritten wird ums Geld und die Verantwortung. Denn beim Thema Klima werden globale Ungleichheiten drastisch sichtbar – sowohl aufseiten der Verursacher*innen als auch der Betroffenen: Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verursachen fast die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen. Zehn Länder sind für zwei Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich.
Spürbar ist die Klimakrise zwar für alle, jedoch verfügen reichere Länder über mehr Mittel für Klimawandelanpassungen oder die Reduktion von Emissionen. Hingegen sind jene Länder und Bevölkerungsgruppen, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, am stärksten davon betroffen. Sie können sich weniger vor den Folgen schützen und sich nach Naturkatastrophen weniger gut erholen. Wie jene Menschen in der zentral-philippinischen Provinz Leyte, deren Häuser und Lebensgrundlagen im Jahr 2013 von Taifun Haiyan zerstört wurden. Einige von ihnen haben nie staatliche Unterstützung erhalten. Viele konnten bis heute nicht in ihre Heimatorte zurückkehren, berichtet Andya Paz, dekoloniale Wissenschaftlerin und Doktorandin für Umweltwissenschaften an der Central European University (CEU) in Wien.
Die Zerstörung durch Taifun Haiyan löste auf der UN-Klimakonferenz 2013 in Warschau eine Diskussion über Verluste und Schäden aus, die aus den sich verschärfenden Katastrophen folgten. Bis heute wird jedoch die Frage diskutiert: wer ist verantworlich, wer zahlt und wie viel? Im Jahr 2050 werde die Summe, die der Globale Süden für seine Klimaschäden benötigt, jährlich zwischen 1,1 und 1,8 Billionen US-Dollar liegen, errechneten Wissenschaftler:innen der London School of Economics. Das ist weit von jener Summe entfernt, auf die sich die Industrieländer bisher einigen konnten: 100 Milliarden Euro jährlich an Klima-Hilfsgeldern.
Auf internationaler sowie lokaler Ebene hängen Entscheidungen von den Machtverhältnissen ab und von der Frage: wer wird gehört? Andya Paz betont im Rahmen einer Podiumsdiskussion, wie wichtig es ist betroffene Communities einzubeziehen. Dem stimmen auch die weiteren Gäste zu:
- Veronica Cabe, von der philippinischen Umweltschutzorganisation Nuclear-Coal Free Bataan Movement. Sie setzt sich gegen Kohlekraftwerke und andere Formen der Umweltverschmutzung in ihrer Heimatregion ein und berichtet über die Folgen von Taifunen für arme Bevölkerungsgruppen.
- Amadeo Kaus, Klimaaktivist bei Fridays For Future in Köln, die auch mit philippinischen Klimabewegungen vernetzt sind
- Gerardo Parco, Umweltspezialist beim OPEC Fund for International Development in Wien
In dieser Sendung werden Ausschnitte aus der Diskussion präsentiert, die auf Englisch stattgefunden hat, aufgezeichnet im Rahmen des philippinischen Kulturfestivals KUBO in Wien.
Mehr zum Thema hören:
Reportage „Ein philippinisches Dorf im Kampf gegen die Klimakrise“
Vor der Weltklimakonferenz: Ugandischer Klimaaktivist Nicholas Omonuk im Gespräch
Die Klimakrise trifft Menschen im Globalen Süden, etwa in den Dörfern Ugandas, besonders hart. Aber nicht nur das: Der ugandische Klimaaktivist Nicholas Omonuk berichtet, wie die Agrarexportwirtschaft und die Fossilindustrie in Uganda ländliche Gemeinden unter Druck setzen und Menschenrechte verletzen. Der südnordfunk von Radio Dreyeckland fragt ihn mit Blick auf die Weltklimakonferenz in Baku, was das für den globalen Kampf gegen eine verschleppte Klimapolitik bedeutet.
Sendungsmoderation: Marina Wetzlmaier
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