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Die Geschichtsgreißlerei
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History goes Grätzl! - Ausgehend von Wiener Orten behandelt die Geschichtsgreißlerei historische Themen und aktuelle gesellschaftspolitische Fragen. Sie erzählt Unbekanntes und Unerhörtes über Wien und spannt den Bogen weit darüber hinaus.
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Die Geschichtsgreißlerei
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Das verkaufte Silber der Republik Der Inhalt: Während des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche Rüstungs- und Grundstoffindustrien in Österreich gegründet, die vor der Okkupation durch Hitler-Deutschland 1938 nicht existent waren. Dabei wurden entweder neue Fabriken gegründet oder eine Fusionierung und Konzentration bestehender Industriezweige vorgenommen. Nach dem Krieg wurde dieses ehemalige deutsche Eigentum in mehreren Verstaatlichungsgesetzen in den Besitz der Republik überführt. Dies betraf vor allem Stahl-, Chemie- und Energieproduzenten, sowie die wichtigsten Banken. Diese „Verstaatlichte Industrie“ (VI) bildete für 3 Jahrzehnte das Rückgrat des österreichischen Wirtschaftsstandorts. Die Krise der Rohstoffindustrie traf auch die VI ab Ende der 1960er Jahre hart. Entnommene und nicht reinvestierte Gewinne, Unterkapitalisierung und zu billig an die Privatindustrie verkaufte Produkte machten die Sanierung der VI zum Politikum. Aber auch Fehlinvestitionen und fragwürde Geschäfte setzten dem Konzern hart zu. Am Höhepunkt beschäftige die VI über 100.000 Menschen in Österreich, danach wurde sie sukzessive zerschlagen und privatisiert. Auch in Wien waren zahlreiche Firmen nach dem Krieg verstaatlicht, daneben gab es auch die Zentralen der großen Banken. Somit war auch die VI in Wien maßgeblich für den Wirtschaftsaufschwung bis in die 1970er Jahren verantwortlich. Der Ort: Erzherzog Karl-Straße 127, 1220 Wo heute die Filiale einer internationalen Baumarktkette steht, befand sich das ehemalige Stahl- und Maschinenbauwerk von Waagner-Biró. Nachdem die Aktienmehrheit nach dem Anschluss von der Länderbank in die Dresdner Bank transferiert wurde, fiel die Firma unter Deutsches Eigentum und wurde nach 1955 verstaatlicht. Waagner-Biró gehörte zu den wichtigsten Industriebetrieben Wiens. Heute findet man noch einige denkmalgeschützte Industriefassaden an der Originaladresse. Der Gast: Ferdinand Lacina war 1982 bis 1984 Staatssekretär im Bundeskanzleramt und für Wirtschaftsfragen verantwortlich. 1984-1986 bekleidete er das Amt des Ministers für Verkehr und von 1986 bis 1995 für Finanzen. In seine Amtszeit fielen aufgrund der ökonomischen Umwälzungen die meisten Umstrukturierungen der VI. Tipps und Tricks: Zum Lesen: Dieter Stiefel: Verstaatlichung und Privatisierung in Österreich: Illusion und Wirklichkeit. Wien 2011 Georg Turnheim: Österreichs Verstaatlichte. Die Rolle des Staates bei der Entwicklung der österreichischen Industrie von 1918 bis 2008. Wien 2009 Zum Schauen: Egon Humer: Postadresse: 2640 Schlöglmühl. Prisma Filmproduktion 1990…
Soziale Fürsorge in Wien Der Inhalt: Armenfürsorge und Wohlfahrt spielten schon im mittelalterlichen Wien eine wichtige Rolle. So gab es neben dem von der Kirche unterstützten Heiligengeistspital auch das vom städtischen Bürgertum geförderte Bürgerspital seit dem 13.Jahrhundert. Das Spital lag bis zu seiner Zerstörung während der ersten osmanischen Belagerung von 1529 vor den Stadttoren und wurde später innerhalb dieser aufgebaut. Das Bürgerspital finanzierte sich über Spenden und wirtschaftliche Eigenaktivitäten. Armut wurde bis Ende des 18.Jahrhunderts nicht unbedingt als persönliche Schuld gesehen und deren Bekämpfung fiel unter religiöse Verpflichtung. Mit Beginn des 19.Jahrhunderts begannen aber die Kämpfe für die Errichtung eines staatlichen Wohlfahrtssystem, das auch nach Ende des Ersten Weltkriegs eingeführt wurde. Seitdem existieren staatliche gesetzlich festgelegte Unterstützung für Arbeitslose und Hilfsbedürftige. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses System in der uns heute bekannten Form weiter ausgebaut. Mit den Wirtschaftskrisen Beginn der 1980er Jahre wurde aber verstärkt auf die aktive Arbeitsmarktpolitik gesetzt. Dies hieß Arbeitslosen und anderen Bezugsberechtigten die Möglichkeit für Weiterbildung und Eigeninitiativen zu anzubieten. Eines dieser Projekte ist der „Würfel“, der Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit gibt, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein weiterer Schritt ist die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen, dessen Ausformung und Wirksamkeit im Mittelpunkt gesellschaftlicher Diskurse steht. Der Ort: Das Wiener Bürgerspital wurde Mitte des 13.Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauern vor dem Kärtner Tor errichtet. Nachdem es 1529 während der ersten osmanischen Belagerung zerstört wurde, wurde es innerhalb der Stadtmauern am Lobkowitz-Platz neu errichtet. Das ursprüngliche Gebäude befand sich ungefähr auf der Fläche, wo jetzt das Künstlerhaus und der Wiener Musikverein stehen. Die Gäste: Dr. Sarah Pichlkastner ist Historikerin und Kuratorin am Wien Museum. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Geschichte der institutionellen Fürsorge und Stadtgeschichte der Frühen Neuzeit Andreas Thienel ist Obmann bei „Der Würfel - Verein zur Unterstützung von arbeits-und erwerbslosen Menschen“ und war jahrelanger Mitarbeiter bei der Caritas Mag. Winfried Göschl ist Landesgeschäftsführer des AMS Wien und ausgewiesener Fachmann für Arbeitsmarktpolitik…
Proletarisches Fernsehen in Wien Der Inhalt: Von 1975 bis 1979 produzierte der Österreichische Rundfunk die Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“, zunächst als Adaption des Romans „Salz der Erde“ von Ernst Hinterberger (1966). Unerhört waren die explizite Sprache und die implizite Gewalt. Heikle Themen wie Rassismus, NS-Vergangenheit oder Geschlechterverhältnisse wurden dabei angesprochen. Das sorgte für hitzige Debatten. Auch die berühmte Sylvesterfolge thematisiert die Wehrmachtszeit der Figuren. Zugleich wurde die Serie immer populärer und mit zunehmender zeitlicher Distanz wurden Stoff und Figuren verklärt. Edmund „Mundl“ Sackbauer war ursprünglich ein vielschichter, auch düsterer Charakter. Heute steht er vielfach für den Ur-Wiener, der mit Grant und Schmäh durchs Leben geht. Der Ort: Die Hasengasse befindet sich im 10. Wiener Gemeindebezirk, in Favoriten. Sie steht hier für das „ursprüngliche Favoriten“, das zur Zeit der Produktion der Serie schon im Verschwinden war. Benannt wurde sie 1862 nach den bis dato stattfindenden Hasenjagden am „Hasenfeld“. Sie verläuft parallel zur Gudrunstraße. „Ein echter Wiener geht nicht unter“ spielt zwar in dieser Gasse, was ihr einige Bekanntheit auch über Wien hinaus gebracht hat, jedoch wurde die Serie gar nicht dort sondern in Wien West sowie den Rosenhügelstudios gedreht. Der Gast: Florian Wagner studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Ein Fachgebiet ist Zeitgeschichte und Medien. Hier untersuchte er die Darstellung historischer Transformationsprozesse in den Fernsehserien „Ein echter Wiener geht nicht unter“ und „Kaisermühlen Blues“. Florian Wagner arbeitet im Haus der Geschichte Österreichs.…
Habsburgs Hausheiliger im Dienst gegen Reformation und Aufklärung Der Ort: Am Betonbrückenpfeiler der Bahnhofs Stadlau im 22.Bezirk befindet sich eine von Werner Feiersinger gefertigte künstlerische Stahlkonstruktion, die die Gestalt des Heilige Nepomuk darstellt. Die Arbeit wurde 2010 angebracht und ist ein Verweis auf die Schutzfunktion für Brücken dieses christlichen Märtyrers aus dem 14.Jahrhundert. Nach dem Abklingen des boomenden Nepomuk-Kults im 18. und 19.Jahrhundert, stellt diese neuere Arbeit eine auffällige Besonderheit dar. Der Inhalt: Nepomuk war ein kirchlicher Würdenträger im Prag des 14.Jahrhundert, der nach einem Streit zwischen König Wenzel und dem Erzbischof von Prag als Bauernopfer in der Moldau von der säkularen Staatsmacht in der Moldau ertränkt wurde. Im Zuge des 18.Jahrhunderts wurde der katholische Kult um den Heiligen Nikolaus sukzessive durch den des Heiligen Nepomuks abgelöst. Während zuvor an Brücken und Gewässern Statuen von Nikolaus zum Schutz aufgestellt wurden, wurden danach zu Ehren des böhmischen Nepomuks zahlreiche Kapellen und Kirchen errichtet. Das Herrscherhaus Habsburg machte sich den Kult um den Heiligen, der vor allem bei den niedrigen Ständen in Böhmen und Mähren beliebt war, für politische Zwecke zu Nutzen. Schon Karl VI nützte die allgemeine Popularität dieses Märtyrers, und seine Tochter Maria-Theresia versuchte im Zuge des österreichischen Erbfolgekrieges die nördlichen Erblande durch besondere Pflege des Andenkens an Nepomuk diese an sich zu binden. Der Kult nahm zum Teil solche Ausmaße an, dass ihn Joseph II zeitweilig verbot. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Nepomuk zahlreiche Statuen und Kapellen gewidmet. Vor allem die Orden der Zisterzienser und Jesuiten pflegten den Kult. Die Jesuiten nahmen damit insbesondere Bezug auf die Funktion Nepomuks als Beichtvater, da sie bis Mitte des 18.Jahrhunderts traditionell die Beichte der Mitglieder des Hauses Habsburg abgenommen haben. Die Verehrung war aber auch ein lukratives Geschäft, da eine Vielzahl von Künstlern für die Produktion von Statuen und Abbildungen beauftragt wurden. Der Heilige Nikolaus erlebte erst wieder eine Renaissance mit dem Weihnachtsmann, dessen Erscheinung mit dem spendierfreudigen kleinasiatischen Bischof aus dem 4.Jahrhundert n.u.Z. assoziiert wurde. Das Andenken hingegen an Nepomuk verschwand im öffentlichen Bewusstsein immer mehr. Nur mehr die wenigsten wissen über die Hintergründe dieses Heiligen, der vor allem zu Zwecke der Gegenreformation gegen die evangelische Kirche verwendet wurde, Bescheid. Der Gast: Mag.Christian Stadelmann ist Ethnologe, Kulturwissenschafter und Kustos am Technischen Museum Wien für den Sammlungsbereich „Alltag“. Nebenbei beschäftigt er sich vor allem mit religiösen Motiven in der Alltagskultur. Tipps und Tricks: Zum Lesen: Werner Telesko, Stefanie Linsboth, Sabine Miesgang: Verehrung des hl. Johannes von Nepomuk in Ostösterreich. Der Heiligenkult im Spannungsfeld von Frömmigkeitspraxis und Medialisierung. Zum Gratis-Download: https://land-noe.at/noe/stuf78.html Thomas Hauschild: Weihnachtsmann. Die wahre Geschichte. 2016 Zum Schauen: Jake Kasdan: Red One-Alarmstufe Weihnachten. 2024…
Erdöl- und Ergasgewinnung im Wiener Becken Der Ort: Im Weinviertler Gebiet Zistersdorf-Matzen-Neusiedl befindet sich das größte Erdöl- und Erdgasfeld Mitteleuropas. Das Vorkommen reicht bis in die Slowakei und ist ein Resultat von organischen Ablagerungen eines verschwundenen Meeres, welches vor mehreren Millionen Jahren die Grundlage für die Entstehung des Feldes legte. Zahlreiche Bohrungen heben diesen Rohstoff, wobei die tiefste 8.5 km in den Boden reicht. Die Gemeinde Zistersdorf, Matzen und Gösting wurden mit den 1930er Jahren zum „Texas“ von Österreich und machten sie zeitweise zu vergleichsweise wohlhabenden Gemeinden. Der Inhalt: Nachdem die galizischen Ölfelder während des Ersten Weltkriegs rasch verloren gingen, musste die Militärverwaltung den kriegswichtigen Rohstoff wo anders gewinnen. Erste Bohrungen im Weinviertel waren zwar erfolgreich, die Ausbeute war jedoch unrentabel. Erst ab den 1930 konnten ergiebige Felder erschlossen werden und einen ersten Erdöl-Boom auslösen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bohrungen rasch von deutschen Firmen übernommen, da diese sie vor allem für militärische Bedürfnisse ausbeuteten. Nach dem Krieg fielen sie die Anlagen zuerst an die Sowjets, da sie als ehemaliges deutsches Eigentum zu Reparationszahlungen herangezogen wurden. Dieser Umstand beschleunigte die Umsetzung des Gesetzes der Verstaatlichung der Schlüsselindustrien, um diese dem Zugriff der Alliierten zu entziehen. Öl wurde noch bis 1961 an die UdSSR geliefert. Sowohl während der sowjetischen Verwaltung, wie auch danach waren Arbeitsplätze in der Ölindustrie beliebt, da sie hohe Löhne zahlte und zahlreiche Sozialleistungen bot. Die von den Sowjets verwalteten Öl-Betriebe waren auch die ersten in Österreich, die vertraglich gleiche Löhne für Männer und Frauen garantierten. Nach wie vor spielen die Vorkommen im Weinviertel für die österreichische Energieversorgung eine nicht unerhebliche Rolle, da ungefähr 7-8% des Gesamtbedarfs an Erdöl und 6% an Erdgas Österreichs gedeckt werden können. Der Gast: Mag. Andreas Vormaier ist Geowissenschafter und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Erdölgewinnung Österreichs in Vergangenheit und Gegenwart. Gegenwärtig arbeitet er als Lektor in einem wissenschaftlichen Verlag. Tipps und Tricks: Zum Lesen: Gerhard Ruthammer: Öldorado Weinviertel. Zur Geschichte des Erdöls im Weinviertel. 2013. Zum Runterladen: Österreichisches Montanhandbuch 2023. Herausgegeben vom BM für Finanzen: https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.bmf.gv.at/ dam/jcr:4abaabea-0c4b-4600-9415-939756f0a79a/MontanHandBuch %25202023.pdf&ved=2ahUKEwiOs8ncpYGKAxW2zwIHHe2IAPcQFnoECAwQAQ&usg=AOvVaw1Tr3F- w0IMQrLbJffVkdYJ Zum Besuchen: Erdöl Lehrpfad Prottes: http://www.prottes.at/Freizeit_Vereine/Tourismus/Sehenswertes/Erdoel- Erdgaslehrpfad Erdölmuseum Hodonin (Tschechien): https://www.areaacz.eu/museums/dein-place-to-be/museumsmap/museum-fuer-erdoelfoerderung- und-geologie-in-hodonin/ Erdölmuseum Zalaegerszeg: http://www.olajmuzeum.hu/…
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Die Geschichtsgreißlerei
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Modernistischer Kirchenneubau im Austrofaschismus Der Ort: Am Pius-Barsch-Platz 3 in Floridsdorf wurde 1936-1938 ein Kirchenneubau nach Plänen von Robert Kramreiter errichtet. Das Gebäude wurde mit Bedacht in der Nähe der großen Gemeindebauten in Floridsdorf errichtet, da auch hier u.a. die schwersten Kämpfe Februar 1934 stattfanden. Die Benennung der Kirche nach dem Heiligen Josef als Schutzpatron der ArbeiterInnen und der explizite Verweis auf die 12 Apostel als Symbole eines bescheidenen Urchristentums waren auch als Versöhnungsangebot an die lokale Bevölkerung gedacht. Der Inhalt: Nach Beseitigung der parlamentarischen Demokratie 1933 durch die Christlich-Soziale Partei konnte die nun neu eingerichtete Vaterländische Front auch im staatlichen Bauwesen nach ihrem Gutdünken vorgehen. Dabei setzte sie vor allem auf zwei Schwerpunkte. Einerseits sollte in Anlehnung an das italienische faschistische Regime vor allem in Infrastrukturprojekte wie Brücken und Straßen investiert werden. Andererseits versuchte man im Zuge der engen Verzahnung von austrofaschistischem Staat und Kirche vermehrt neue Gotteshäuser zu errichten. Diese wurden in der Nähe zu traditionellen ArbeiterInnenquartieren und durchaus im modernen architektonischen Stil gebaut. Als Schutzpatron dieser neuen Kirchen bot sich vor allem der Heilige Josef als biblischer Tischler (und somit Arbeiter) und verständnisvolle Vaterfigur besonders an. Auch wurde dieser Prozess von einer theologischen Orientierung auf die Jesus-Verehrung und auf eine Art Urchristentum begleitet. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden diese Maßnahmen radikal beendet. Die Tipps: Zum Lesen: Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat 1934 bis 1938. Wien 2017 Alfred Pfoser, Béla Ráski, Hermann Schlösser: Maskeraden. Eine Kulturgeschichte des Austrofaschismus. Wien 2024 Jan Tabor: Kunst und Diktatur. Architektur, Bildhauerei, Malerei in Österreich, Deutschland, Italien, Sowjetunion 1922 bis 1956. Katalog Wien 1994…
Die Eroberung der Nacht Der Ort: In der Neubadgasse 6 im Ersten Wiener Bezirk befand sich das erste Elektrizitätswerk Wiens. Das 1889 eröffnete Kraftwerk erzeugte Strom durch Verfeuerung von Kohle und belieferte vor allem wohlhabende und fortschrittsorientiere adelige und bürgerliche Haushalte in unmittelbarer Umgebung. Die geringe Leistung und die große Nachfrage an Elektrizität machten den Betrieb des Kraftwerks bald unrentabel. Heute befindet sich dort die Umspannzentrale der Wien Energie an diesem Platz. Der Inhalt: Die Elektrifizierung der Wiener Haushalte nahm ab den 1890er Jahren rasant an Fahrt zu. Nach der Weltausstellung von 1873 und weiteren Leistungsschauen wurde Strom als Symbol für Fortschritt, Sicherheit und komfortablen Wohngenuss gehandelt. Vor der Elektrifizierung wurden die Wiener Haushalte vor allem durch Petroleumlampen, Gas- und Öllichter beleuchtet. Die Katastrophe des Ringtheaterbrands von 1881 gab der Umstellung von Gas auf Strom in Beleuchtungsfragen den entscheidenden Impuls. Wien stellte aber international eine Ausnahme dar, da es parallel ein großes Gasnetz für Beheizung und ein weiteres Stromnetz für Beleuchtung und Antrieb von Maschinen bis heute unterhält. Anfänglich wurden aber nur wohlhabende Wohnquartiere mit Strom versorgt, da dieser im Vergleich mit Gas teuer war. Mit dem Zusammenbruch der Monarchie und dem Wegfall der Kohlereviere in Böhmen und Schlesien verteuerte sich auch der Gaspreis enorm, da das sogenannte Stadtgas aus Kohle gewonnen wurde. Dieser Umstand und Sicherheitsdebatten führten dazu, dass das Stromnetz in Wien sukzessive ausgebaut und marketingtechnisch beworben wurde. Der Eingang von elektrisch betriebenen Haushaltsmaschinen fand anfangs auch schleppend statt, da diese teuer und von Dienstboten betrieben werden mussten. Daher wurde die Elektrifizierung der Haushalte auch immer von sozial-politischen und technischen Experimenten begleitet. Der Gast: Christian Stadelmann ist Kulturwissenschafter und Kustos für den Bereich „Alltag“ im Technischen Museum Wien. Dort betreut er unter anderem die Sammlung Haushaltsgeräte und städtische Infrastruktur.…
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Die Geschichtsgreißlerei
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Österreichs Hauptstadt der Toten Der Ort: Der Zentralfriedhof ist der zweitgrößte Friedhof Europas und umfasst mehr als 2,3km². Als man in den 1860er Jahren einen Ort für eine große zentrale Bestattungsstelle suchte, wurde das Areal in Simmering nicht zufällig ausgewählt. Es sollte außerhalb der Stadt liegen aber verkehrstechnisch erschließbar sein. Wichtig war bei der Entscheidung, dass der Boden wichtige Bedingungen erfüllte: Ein hoher Lössanteil für die Gartengestaltung und als notwendige Voraussetzung für die rasche Verwesung der Leichen, eine tektonische Beschaffenheit, die eine toxische Gefährdung des Grundwassers verhindert und dass die Luftströme sich nicht zur Stadt bewegen. Seit seiner Eröffnung 1874 fanden hier mehr als 3 Millionen Menschen ihre letzte Ruhestätte. Der Inhalt: Friedhöfe innerhalb urbaner Siedlungsgebiete sind erst mit Aufkommen christlicher Beerdigungsrituale entstanden. Im Zuge der Aufklärung und zunehmender Bodenknappheit expandierender Städte im 18.Jahrhundert wurden die Rufe zur Verlegung der Friedhöfe außerhalb des Stadtgebietes lauter. Als aufgrund des rapiden Wachstums die Vorstadtfriedhöfe die Toten der Hauptstadt nicht mehr aufnehmen konnten und die Kirche inakzeptable Finanzforderungen hinsichtlich Bewirtschaftung der Gräber stellte, wurde 1863 im Gemeinderat der Bau eines großen zentralen kommunalen Friedhofs beschlossen. Der Zentralfriedhof wurde 1874 eröffnet und war ursprünglich als überkonfessioneller Friedhof geplant. Am Friedhof entzündeten sich aber bald politische, wissenschaftliche und kulturelle Debatten, die die jeweiligen zeithistorischen Diskurse widerspiegelten. Der „Zentral“ entwickelte sich über die Jahre auch zu einem Repräsentationsort der Ersten und Zweiten Republik und ist heute aufgrund seiner Diversität ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen. Die Tipps: Zum Lesen: Werner T.Bauer: Wiener Friedhofsführer. Wien 2004 Zum Informieren und Verkosten: Faltpläne, Kaffeetassen und Friedhofsbienenhonig: https://shop.friedhoefewien.at/ Zum VorbereitenBestattungsmuseum am Wiener Zentralfriedhof. Simmeringer Hauptstraße 234. Öffnungszeiten: Mi, Do, Fr: 10.00-16.00. https://www.bestattungsmuseum.at/ Zum Einstimmen: Wolfgang Ambros: Es lebe der Zentralfriedhof. Bacillus Records. 1975…
Arbeit am Schwindel Der Inhalt: Die Berufsgruppe der Schausteller innen definiert sich über das Betreiben sogenannter Fahrgeschäfte. Heute kennt man sie vor allem als jene Personengruppe, die auf Kirtagen und Messen unterschiedliche Belustigungen (Karusselle, Autodrome, Schiffschaukeln, …) oder mobile Gastronomiebetriebe (Zuckerwatte, Süßigkeiten, …) betreiben. Über viele Jahrhunderte hatte aber diese Berufsgruppe noch viele andere Funktionen. Sie war nicht nur Versorgerin von wichtigen Güter für entlegene Ortschaften, sie bot ebenfalls medizinische oder Informationsdienste an bzw. organisierte populär-wissenschaftliche Schauen. Damit stand sie immer an der Schnittstelle von Handel, Unterhaltung, Information und Sensationslust. Wenig bekannt ist aber, wie die Schausteller innen über die Jahrhunderte ihr Leben und ihren Alltag organisiert haben und wie sich die heutige Generation dieser Gewerbetreibenden neuen Herausforderungen durch Digitalisierung und Globalisierung stellen. Der Ort: Der Ottakringer Kirtag findet seit den 1970er Jahren jedes Jahr am vorletzten Septemberwoche auf der Ottakringer Hauptstraße im 16.Bezirk statt. Auch auf diesem Kirtag, der mitten in einem proletarischen und migrantisch geprägten Bezirk stattfindet, bieten Schausteller*innen zahlreiche Fahrgeschäfte an. Der Gast: Veronika Barnaš ist Kulturwissenschafterin, Kuratorin und Filmemacherin. Gegenwärtig schreibt sie an ihrer Doktorarbeit zu den Arbeitsbedingungen von Schausteller*innen. Die Tipps: Zum Lesen: Florian Dering: „Volksbelustigungen. Eine bildreiche Kulturgeschichte von den Fahr-, Belustigungs- und Geschicklichkeitsgeschäften vom 18.Jahrhundert bis zur Gegenwart“. 1986 Sacha-Roger Szabo: Rausch und Rummel. Attraktionen auf Jahrmärkten und in Vergnügungsparks. Eine soziologische Kulturgeschichte. 2006 Zum Schauen: Kurzfilm „Fahren“ von Veronika Barnaš; Link: www.veronikabarnas.net…
Arterie durch den Stadtkörper Der Ort: Der Donaukanal ist einer der ehemaligen fünf großen Arme der an Wien vorbeifließenden Donau. Bis zur Donauregulierung 1870-75 und vor der Ausdehnungsbewegung der Stadt bis zum Hauptarm der Donau war der Kanal die wichtigste schiffbare Transportstraße. Der Kanal ist insgesamt 17.3km lang und weist eine Breite zwischen 50-70m auf. Der Inhalt: Lange Zeit war der heutige Donaukanal der Hauptarm zur Versorgung der Stadt für Güter, die per Schiff transportiert wurden. Das mittelalterliche Stapelrecht, welches die durchreisenden Kaufleute zwang, ihre Ware eine Zeitlang in Wien feilzubieten, machte die Hauptstadt zu einem wichtigen Handelszentrum. So siedelten sich entlang des Donauarmes zahlreiche Gewerbe- und Handwerksbetriebe an, die in direktem Zusammenhang mit den transportierten Gütern standen. Vor allem Holz-, Nahrungsmittel- und Speditionsbetriebe waren entlang des Kanals zu finden. So gab es um die Innere Stadt entlang des Kanals auch zahlreiche Märkte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Donaukanal immer wieder befestigt und reguliert, seine endgültige Form erhielt er im Zuge der Donauregulierung 1870-75 und den nachfolgenden Errichtungen von Schleusen und Kaimauern. Auf seiner ganzen Länge finden sich unterschiedlichste Nutzungen wieder: proletarische Massenquartiere, bürgerliche Prachtbauten, Verwaltungs- und Militäreinrichtungen, Industriebetriebe und Aulandschaften. Während des 2.Weltkriegs wurden große Teile des Kanals zerstört, seitdem steht das Gewässer immer wieder im Mittelpunkt stadtplanerischer Überlegungen. Gegenwärtig entwickelt er sich vor allem zu einem der wichtigsten Freizeit- und Erholungsgebiete im Stadtzentrum. Tipps und Tricks: Zum Lesen: Hermann Hetzmannseder, Andreas Belwe: Donaukanal. Eine Hommage. 2018. Heilfried Seemann, Christian Lunzer: Wiener Donaukanal 1880-1960. 2010. Zum Nachschauen: Online Sammlung Wien Museum: https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?fullText=Donaukanal Zum Flanieren: Homepage von Anton Tantner: https://homepage.univie.ac.at/anton.tantner/ankuendigungen.html…
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Die Geschichtsgreißlerei
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Die Wiener Rohrpost 1876-1956 Der Ort: Börsenplatz 1 Das Gebäude wurde 1873 errichtet und diente als Zentrale der k.k. Post und Telegrafenverwaltung. Ursprünglich ausschließlich für die Übersendung von Post- und Telegrafien gedacht wurde das Gebäude 1876 zum Hauptsitz für das Rohrpostwesen umgebaut. Symbolisch wurde am Haupttrakt eine um den Globus sitzende Figurengruppe mit dem Götterboten Hermes angebracht. Bis 1996 wurde das Gebäude von der Post als Verwaltungsgebäude genützt. Nach mehrerer Jahre Leerstand wurde es an einen Immobiliengruppe verkauft, die es zu einem der teuersten Wohnadressen unmittelbar hinter der Börse umbaute. Der Inhalt: Die Entwicklung des Rohrpostwesens in Wien Das moderne Finanz- und Verwaltungswesen, welches sich im 19.Jahrhundert im städtischen Raum etablierte, benötigte dringend ein Transportwesen, um Telegramme, Briefe oder kleinere Gegenstände sicher und schnell durch die Stadt transportieren zu können. Überfüllte Straßen und nicht ausgebaute Verkehrswege erschwerten die rasche Übersendung von wichtigen Nachrichten. Mit Beginn des 19.Jahrhunderts wurden Überlegungen angestellt, Briefe unterirdisch in Röhren zu transportieren. Der Durchbruch gelang aber erst mit der Entwicklung der Kompressoren Technik, die vor allem im Vorfeld von pneumatischen Transportsystemen zur Verfügung. Wien errichtete 1876 als einer der ersten europäischen Metropolen ein umfassendes Rohrpostsystem ein, in dem Nachrichten in metallischen Zylindern mit Hilfe von Druckluft durch ein weit verzweigtes Röhrensystem geschossen wurden. Das System war sogar so erfolgreich, dass man kurzzeitig über den Transport von Leichnamen in einem eigenen pneumatischen Transportsystem nachdachte. Am Höhepunkt der Rohrpost 1913 wurden mehr als 5 Millionen Sendungen vorgenommen. Mit der Zeit nahm die Bedeutung des Rohrpostsystem ab, 1956 wurde der offizielle Postbetrieb ganz eingestellt. Seitdem gibt es nur mehr in privatgeschäftlichen Zusammenhänge Rohrpostsysteme (Bibliotheken, Apotheken, Krankenhäusern,…).…
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Der politische Liedermacher Sigi Maron Ort: Jesuitenwiese, Volksstimmefest Die im Wiener Prater liegende Jesuitenwiese war bis 1773 im Besitz des Ordens. Mit der unter Kaiser Josef II verordneten zwanghaften Auflösung des Jesuitenordens wurde die Wiese eingezogen und gleichsam verstaatlicht. Wurden schon in der Zwischenkriegszeit auf der Wiese Volksfeste gefeiert, zelebriert die ehemalige Tageszeitung der KPÖ seit 1946 einmal jährlich am ersten Septemberwochenende ein großes mehrtägiges Volksfest. Inhalt: Sigi Maron war einer der bekanntesten kritischen Liedermacher in Österreich. Geboren 1944 in Baden bei Wien infizierte er sich als Jugendlicher mit Kinderlähmung und war seitdem nur mit Hilfe eines Rollstuhls mobil. Maron engagierte sich schon früh politisch und richtete sein künstlerisches Schaffen auf soziale und emanzipatorisch Fragestellungen aus. Er engagierte sich u.a. in der Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung und war Mitglied der KPÖ, zu der immer auch ein kritisches und differenziertes Verhältnis hatte. Maron schrieb seine Liedtexte in Dialekt und gebrauchte oft eine sehr heftige und direkte Wortwahl. Er schrieb aber auch sanfte Liebesballaden und war auch literarisch aktiv. Lange Zeit wurde er aufgrund seines politischen Engagements im österreichischen Rundfunk nicht gespielt, erst in den 2000er Jahren wurde sein Werk auch einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Berühmt waren auch Marons legendäre Live-Auftritte, wie die in der Arena 1976 oder auf den diversen Volksstimme-Feste. Kaum ein anderer Künstler stand wie Sigi Maron für ein politischen und soziales Engagement, welches prägend für die österreichische Linke in den 1970er und 80er Jahre war. Maron verstarb 2016, heuer hätte er seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert. Zum Lesen: Margit Niederhuber, Walter Gröbchen: Redn kam ma boid. Wien 2024 Christiane Fennesz-Juhasz: Kritische Lieder und Politikrock in Österreich. Eine analytische Studie. Wien 1995 Philipp Maurer: Danke. Man lebt. Kritische Lieder aus Wien 1968-83. Wien 1987 Zum Hören: Sigi Maron: San aufn Weg. CD 2017 Zum Schauen: Kätze Kratz: Atemnot. 1984…
Die lange Straße aus Sand Der Ort: Die Stadt Caorle ist einer wichtigsten Tourismuszentren der nördlichen Adria und weist eine über 2000 Jahre alte Geschichte auf. Die Siedlung geht bis auf Römerzeit zurück und war schon damals ein wichtiger Handels- und Fischereihafen. Seit dem Mittelalter befindet sich die Stadt im Einflussgebiet der mächtigen und unmittelbar benachbarten Republik Venedig. Dominierte bis in die 1950er Jahre die Agrarindustrie das Wirtschaftsleben, entwickelte sich seitdem der Tourismus als wichtiger Einkommensfaktor. Inhalt: Caorle ist seit den 1950er Jahren einer der beliebtesten Ferienorte für ÖsterreicherInnen. Dabei steht das Städtchen idealtypisch für eine ganze Reihe von Orten, die sich zwischen Caorle und Grado als Feriendomizile etablierten. Neben den beiden erwähnten Tourismuszentren stehen auch Bibione, Lignano und Jesolo für familiären sommerlichen Badeurlaub. Seit den 1950er Jahren entwickelten sich diese Städte und Dörfer zu Sehnsuchtsorte für viele ÖsterreicherInnen. Während das noble Grado schon in der Monarchie eine wichtige Rolle als Kur- und Erholungsort innehatte, wurde nun der Küstenstreifen von Jesolo bis Lignano zum beliebten Ferienziel. Maßgeblich spielte dabei der Ausbau der Straßeninfrastruktur (Autobahnen) und der enorme Anstieg des motorisierten Individualverkehrs eine tragende Rolle. In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen des Wirtschaftswunders auch für viele proletarische und kleinbürgerliche Familien der Strandurlaub im sonnigen Italien leistbar. Verdrängt wurde der klassische Bildungsurlaub durch den Erlebnistourismus. Statt Ruinenbesichtigung stand nun das günstige „Dolce far niente“, Sandburgenbau und in der Sonne braten im Vordergrund. Am Höhepunkt kamen über 9 Millionen TouristInnen pro Jahr in diese Orte, im Zuge der Änderungen der Tourismusströme sind es nun „nur“ mehr 6 Millionen. Mit den 1960er gerieten die Orte oft in Verruf als typische „Hausmeisterstrände“, für Reisende mit Distinguierungswunsch wurden seitdem exotischere Urlaubsziele attraktiver. Gerade Lignano kämpft in den letzten Jahren auch gegen einen Ballermann-Tourismus, der vor allem durch vergnügungssüchtige junge KurzurlauberInnen aus Österreich und Süddeutschland hervorgerufen wird. Tipps: Zum Lesen: Pier Paolo Pasolini: Die lange Straße aus Sand. Italien zwischen Armut und Dolce Vita. Hamburg 2023 Ernest Hemingway: Über den Fluss und in die Wälder. Hamburg 2010 Fernand Braudel: Die Welt des Mittelmeers. Hamburg 2006 Zum Schauen: Arte Dokumentation: Eine lange Straße aus Sand. Pier Pasolinis Reisen durch Italien. (2018) Heinz Erhardt: Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern. (1970)…
Wiens Adria oder tiefste Badewanne? Der Ort: Der Neusiedler See gehört zu den größten Steppenseen Europas, welcher überwiegend von Regenund Grundwasser gespeist wird. Das 320km² große Gewässer besitzt keinen natürlichen Abfluss und nur zwei kaum nennenswerte Zuflüsse. Geologisch entstand es erst vor ungefähr 13.000 Jahren. Die Theorie, dass der See das Überbleibsel eines urzeitlichen Meeres sei, wurde spät widerlegt. Aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften zeigt sich der See in seiner Form als instabil. So neigt er immer wieder zu Überflutungen und Überschwemmungen, aber auch zum zwischenzeitlichen Austrocknen. Der berühmte Schilfgürtel entstand erst durch Eintrag von Dünger durch die umliegende Landwirtschaft. Das Thema: Der Neusiedler See wurde spät als großer „Badeteich“ der Wiener innen erschlossen. Nachdem das Burgenland erst 1921 an Österreich fiel, wurde das Gebiet zögerlich touristisch erschlossen. Ab Mitte der 1920er Jahre wurden erste Badeanstalten am See eingerichtet - der Werbeslogan, der den Neusiedler See als „Adria der Wiener“ titulierte, war geboren. Hauptproblem stellte die verkehrstechnische Erschließung dar. Das Burgenland war infrastrukturell unterentwickelt, Bahn- und Straßenverbindungen waren spärlich. Die Überlegung der Einrichtung einer Schnellschwebebahn zwischen Wien-Mitte und Rust musste aufgrund der Wirtschaftskrise Ende der 1920er abgebrochen werden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Burgenland als Tourismusland. Dabei bediente man die Klischees des gesetzten, genießerischen Südens mit ungarischem Puszta-Flair im Gegensatz zum alpinen reschen Bergimage. Erst mit der Motorisierung breiterer Bevölkerungsschichten mit Hilfe der boomenden Automobilindustrie wurde der Neusiedler See für viele Ostösterreicher innen attraktiv. In den 1960er gab es sogar weitgediehene Pläne für die Errichtung einer mehrspurigen Autobahn quer über das Gewässer. Dieses Bauvorhaben wurde von der ersten breiten ökologischen Protestbewegung in Österreich Anfang der 1970er Jahre verhindert. Aber nicht nur aufgrund seiner ökologischen Eigenschaften ist der See einzigartig, auch wegen seiner Eigentumsverhältnisse. Der See gehört zu 44% einer einzigen Familie, nämlich dem Adelsgeschlecht der Esterházys. Nach wie vor erfreut sich die Adria der Wiener großer Beliebtheit, da sie nicht nur hohe Wassertemperaturen, sondern auch ideale Segel- und Sportmöglichkeiten aufweist und auf kurzem Weg für den Tagestourismus erreichbar ist.…
Gelsen, Nackerte und „Giftler“ Ort: Die Wiener Lobau ist größeren Teils Landschafts- und zum kleineren Naturschutzgebiet. Mit insgesamt 22km² stellt es für eine Metropole in der Größe Wiens eine ökologische Ausnahme dar, da sich in keiner anderen europäischen Hauptstadt unmittelbar ein Naturschutzgebiet befindet. Die Auenlandschaft dehnt sich vom Osten Wiens bis zur March an der slowakischen Grenze aus und stellt einer der wichtigsten Tier- und Pflanzenreservate Mitteleuropas dar. Inhalt: Aufgrund des Status der Lobau als Landschaftsschutzgebietes ist es nur an wenigen Stellen erlaubt zu Baden. So ist nur am Mühlwasser, dem Schillerwasser, der Panozza- und der Dechantlacke das Schwimmen gestattet. Erst mit der Donauregulierung 1870-75 konnte die Lobau als Naherholungsgebiet genützt werden, da zuvor der permanent sich verändernde Donaustrom für unsichere Verhältnisse sorgte. Die vielen Wasserarme und schwer zugänglichen Stellen machten die Lobau anfangs nur eingefleischte Naturliebhaber innen und Einsiedler interessant. Ab den 1920er Jahren entdeckte die in Mode gekommene Nudist innenbewegung die Lobau für sich. Gerade die oben genannten Eigenschaften machten das Gebiet für diese Gruppe interessant. Die Anhänger innen der sogenannten Lichtkultur waren vor allem in den politischen exponierten Lagern stark vertreten. Besonders die linke Arbeiter innenbewegung aber auch rechte völkisch orientierte Parteien standen der FKK aufgeschlossen gegenüber. Keine Anerkennung fand sie hingegen im bürgerlichen christlichen Lager, während des Austrofaschismus wurden Nacktbadende in der Lobau sogar mit berittener Polizei verfolgt, verprügelt und zu empfindlichen Strafen verurteilt. Während des Nationalsozialismus wurde Anfangs die FKK-Bewegung kritisch als möglich marxistisch infiltriert beobachtet. Im Zuge der Gleichschaltung der offiziellen Vereine sahen die Nazis in der Lichtkultur keinen Widerspruch mehr zu ihrer aberwitzigen Körper- und „Zuchtwahl“-Politik. Nach dem Zweiten Weltkrieg entspannte sich aufgrund der gesellschaftlichen Liberalisierung das Verhältnis zur Nacktheit. Das Nacktbaden in der Lobau war kein Politikum mehr, weder im Sinne einer moralischen Entrüstung noch eines reformerischen Politikverständnisses. Die Lobau blieb aber aufgrund seiner vielen Rückzugsorte ein Ort einer anderen illegalen Szene, nämlich der der Cannabisund Haschischkonsument innen. Vor allem in den 1970ern bekam die Au durch die Verschmelzung der Konsument innen von weichen Drogen und der Freund*innen der FKK einen hippiesken Anstrich. Mit der Zuteilung von FKK-Stränden an der Neuen Donau verlor die Lobau auch die Bedeutung fürs Nacktbaden.…
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